Project Marrakesh - noch 371 Tage!




Die letzten Wochen waren nicht nur anders als erwartet – sie waren komplett anders. Sogar anders als unerwartet. Ich möchte nicht gleich vom Schicksal sprechen, aber von einer Kehrtwende à la Baerbock dann doch. Einer 360-Grad-Wende.
Und ich lege noch eine Schippe drauf: nicht nur 360 Grad, sondern 360 plus X – und das gleich mehrmals hintereinander.

Es war ein gefühltes Karussell. Mit Looping. Eines, bei dem man zwischendurch jedes Gefühl für Raum und Zeit verliert.

Als dieses Karussell schließlich zum Stillstand kam, stand auf dem Kalender der 20.12.2025. Und eine Entscheidung war gefallen:
Der Marrakesh-Countdown steht auf 371 Tage.
Die lange geplante Fahrt nach Marokko wird um ein Jahr verschoben. Leider.

Nicht, weil ich nicht fertig geworden wäre. Nicht, weil beim Porsche unerwartete Probleme aufgetaucht sind. Nein. Es sind die gesundheitlichen Probleme meiner Eltern, die es aktuell nicht zulassen, dass ich eine so lange und so weite Reise unternehme.
Ärgerlich. Enttäuschend. Aber Familie und die Verantwortung ihr gegenüber gehen vor.

Was heißt das nun für mich?
Wie sieht der Plan für die nächsten Wochen und Monate aus?

Eines steht fest: Langeweile wird nicht aufkommen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Arbeit habe ich für die nächsten Jahrzehnte. Es hat sich so viel angesammelt, dass ich vermutlich gezwungen sein werde, mein eigenes Ableben zu verschieben. Aus einem ganz einfachen Grund: keine Zeit.
Keine Zeit, den Löffel abzugeben.

Dafür habe ich allerdings konsequent vorgesorgt. Über Jahre hinweg habe ich Oldtimer gekauft und gefahren – und mich nur selten wieder von ihnen getrennt. Denn mit jedem einzelnen Fahrzeug habe ich etwas vor. Mit dem einen dies, mit dem anderen jenes. So sind die Jahre vergangen.

Und heute platzt die „Garage“ aus allen Nähten.
Platz ist aktuell Mangelware.
Autos. Traktoren. Motorräder.
Und ein Boot.

 

Vor einem Jahr war das alles noch kein Problem. Damals hatte ich noch meine Hallen, Garagen, Carports und die Werkstatt. Platz ohne Ende. So viel Platz, dass ich mir über Unterstellmöglichkeiten keinerlei Gedanken machen musste.
Mit der negativen Signalwirkung, dass genau das gefährlich ist – besonders für einen Oldtimer-Messi wie mich.

Man kann immer wieder etwas kaufen und behalten, weil man ja einen Plan hat. Oder glaubt, einen zu haben. Wie gesagt: So war das noch letztes Jahr. Als Deutschland noch meine Heimat war.
Das ist allerdings eine ganz andere Geschichte, die ich vielleicht ein anderes Mal erzählen werde.

Jetzt lebe ich in Polen.
Hier habe ich eine Werkstatt, eine kleine Halle, zwei große Zelte – und alles ist voll. Übervoll.
Deshalb wird der nächste Schritt „Reduktion“ heißen. Verkaufen. Stück für Stück. Oldtimer für Oldtimer.

Es wird wehtun. Das weiß ich jetzt schon.
Denn mit diesem Edelschrott verbindet mich ein unsichtbarer Faden. Ein Faden aus Geschichten, gelebter Vergangenheit und Emotionen. Und bei vielen dieser Dinge ist dieser Faden inzwischen so lang, dass er sich zu einem dicken Knäuel verheddert hat.

 

Es ist die Zeit gekommen, alles zu überdenken, neu zu ordnen und zu priorisieren.
Meine bessere Hälfte liegt mir mit diesem Thema schon lange in den Ohren.

„Verkauf dies oder jenes.“
„Wozu brauchst du das überhaupt?“
„Du bist zu alt für dieses oder jenes.“

Und was mich endgültig auf die Palme bringt:
„Du wirst immer älter. Das brauchst du nicht mehr.“
„In deinem Alter sollte man langsam kürzertreten.“

Echt jetzt?
Was soll das heißen? Soll ich mir schon mal eine Urne kaufen und auf Tag X warten?
Von wegen.

Das bin ich nicht. Und das werde ich auch nie sein.
Ich habe noch so viele Ideen für mich und mein Leben, die ich umsetzen will – und auch umsetzen werde. Ich kann nicht alles loswerden. Das wäre, als würde ich mich selbst aufgeben. Mich selbst ausverkaufen.

Reduktion und Fokussierung – ja.
Neue – oder auch alte – Pläne: ja.
Aufgabe, Ruhe, Stillstand – niemals.
Probeliegen im Sarg? Noch lange nicht.

Deshalb die Entscheidung:

Project Marrakesh wird auf Dezember 2026 verschoben.
Bis dahin wird der Porsche gefahren, getestet und weiter optimiert.

Und es gibt ein neues Projekt:

Projekt „Erbse“
Ich baue meinen Kastenwagen zum Wohnmobil um.

 Und was sagt eigentlich der Ölvis dazu?

 Wenn man Ölvis zuhört – also wirklich zuhört – dann sagt er nichts.
Er hängt da. Festgesaugt. Unerschütterlich. Und genau das ist seine Antwort.

Ölvis ist nicht überrascht von den 371 Tagen. Er kennt Countdowns. Er weiß, dass Zahlen kommen und gehen. Für ihn ist ein Tag kein Tag, sondern nur eine weitere Vibration in der Scheibe. Ob 28 oder 371 – beides sind nur Geräusche im Hintergrund.

Zum Chaos sagt er: endlich ehrlich.
Chaos ist sein natürlicher Lebensraum. Ölvis braucht keine Ordnung, keine Prioritätenliste, keine Strategie. Er lebt von Bewegung, von Improvisation, von diesem ständigen „Wir schauen mal“. Solange der Porsche fährt, ist für ihn alles im grünen Bereich.

Manchmal, wenn der Motor aus ist und die Garage still wird, wirkt es fast so, als würde er leicht schief hängen. Nicht aus Resignation, eher aus Gelassenheit. Als wolle er sagen:
„Du machst dir zu viele Gedanken. Ich halte. Immer.“

371 Tage?
Kein Problem.
Chaos?
Gehört dazu.

Ölvis bleibt.
Fest an der Scheibe.
Und solange er da hängt, ist noch lange nichts vorbei.

 DENN ÖLVIS SAGT : " Wenn man hängt, wird man hängig. Und vor allem abhängig"









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